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Kindheit

Das Fetzenlaberl


Fußball war unsere Leidenschaft, fast täglich bolzten wir auf der kleinen Wiese in unserem Obstgarten, kein Länderspiel im Fernsehen ließen wir uns entgehen. Leider war ein TV Gerät Anfang der 60 er Jahre in Österreich noch absoluter Luxus, deshalb gingen wir zum kleinen Gasthaus ein paar Häuser weiter. Im dortigen Extrazimmer stand ein solches Gerät, der Wirt freute sich über ein volles Lokal und wir „schauten Länderspiel“.
Allerdings ließ die technische Qualität, besonders die der Antenne damals noch zu wünschen übrig. So passierte es regelmäßig, dass, meistens gerade in den spannendsten Momenten des Spiels, das Bild weg war oder zumindest völlig verschwommen.
„Komm, Pepi, das Bild ist weg!“, schrien wir entsetzt und Pepi, der Wirt, rannte sofort herbei um uns von unserer Verzweiflung zu erlösen. Er drehte solange an der Zimmerantenne, bis das Bild endlich wieder klar und deutlich zu erkennen war. Dummerweise verlor Österreich meistens, außer vielleicht mal gegen Malta oder Zypern (das ist heute nicht anders). Doch wenn wir Kinder anschließend nach Hause gingen und selber Fußball spielten, da gewann Österreich immer. Ich war der Fraydl, der Torwart, Günter war Stotz der Vorstopper und Erwin der Hanappi. Unser Nachbar, der Herr Pilz spielte den Schiedsrichter, und das ganze kommentierte Ing. Edi Finger, der legendäre Reporter. Natürlich nur in unserer Einbildung.
“Stotz schlägt den Ball nach vorn, Hanappi schnappt sich das Leder, schießt und Tooor, Tooor, Tooor für Österreich.“
Leider war das Leder gar kein Leder, es war nur ein Fetzenlaberl, das heisst ein paar alte Lumpen zusammen gebunden zu einem ballähnlichen Gebilde. Bei jedem Torschuss flog es gegen die Mauer und fiel auseinander. Danach mussten wir es erst wieder mühsam zusammenbinden, ehe wir weiter spielen konnten. Ab und zu schaute meine Mutter vom Fenster aus unserem fröhlichen Treiben zu und wenn wir dann wieder enttäuscht stoppten um das Fetzenlaberl neu zusammenzubinden, siegte schließlich ihr Mitleid. Eines Tages kam sie stolz mit einem Paket an, darin war ein Lederball.
Ein Ball aus richtigem Leder! Unsere Augen wurden fast so groß wie der Ball, so begeistert waren wir. Wir hatten einen Lederball wie die echten Fußballer. Keiner kann sich vorstellen, was wir für eine Freude hatten. Ab jetzt kickten wir noch besser. Richtige Weltmeisterkicker waren wir.
Nur Österreich hat weiter verloren. Außer gegen Zypern.
Die haben halt nie mit einem Fetzenlaberl gespielt.

Kinderängste

Zwischen frischem Graß und Blumen lag sie auf einem offenen, ausgedehnten Feld. Der Wind umspielte ihre nackten Zehen und fuhr ihr sanft durchs Haar, kleine Sommersprossen lachten frech auf ihrem Nässchen mit Ihren rötlichen Engelshaaren und den unvermeintlichen grünen Katzenaugen strahlte sie in den Himmel. Kleinen Bienen und anderes fliegendes Getier summte und brummte um das kleine elfenhafte Geschöpf, das sich in dieser frischen Frühlingsluft auf dem Rasen räkelte, herum. Die zierliche Gestalt sprang mit einem Mal auf und tanzte herum, als wäre dort noch ein Kind, Ringelringelreihe..... sie hüpfte und hüpfte, an die Zeit dachte sie nicht, es schien als wäre sie jetzt in Ihrer eigenen Welt, voller Schokoladenbäume und Erdbeersträucher, mit Seifenblasenregen und Pusteblumen. Mit den freundlichen Bienchen und den fleißigen Ameisen. Die Zeit schien still zu stehen, das süße Mädchen tänzelte noch stundenlang über diese Grasfläche, bewegte sich wie ein Engel und ihr Haar flog hinter ihr her, sie lachte, richtig laut ihr ganzes Gesicht samt der Sommersprossen war über und über von Fröhlichkeit gezeichnet.
Mit einem Mal zog ein dunkler Schatten über diesen sonst so friedlichem Boden, dem Mädchen konnte man die Angst ansehen, aus dem elfenhaften Gesicht wurde eine ängstliche, schon fasst hasserfüllte Grimasse, sie lief, nein, sie rannte so schnell sie konnte. Es fing an zu donnern und zu blitzen, es regnet und es wurde immer dunkler, immer weiter zog sich der Schatten übers Land. Die Kleine hatte einen Unterschlupf entdeckt und hechtete darauf zu, niedergekauert mit voller Panik in den Katzenaugen wimmerte sie vor sich hin. Völlig durchnässt, ihre Haare klebten an ihrem Kinn, verharrte sie dort, es kam ihr vor wie Stunden, Tage die sie sich nicht bewegte. Nie wieder würde sie so fröhlich tanzen, nie wieder.

Die Tür viel ins Schloss als der böse, dunkle, Schattenmann das Zimmer verließ. Und das kleine Mädchen ihren Teddy umarmend endlich wieder träumen konnte, denn nur in Ihren Träumen war sie sicher, vor Schläge und schlimmeren..